Diakonie RWL richtet Geschäftsstelle zur regionalen Aufarbeitung ein
Der von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) beauftragte Forschungsverbund "ForuM – Forschung zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen in der Evangelischen Kirche und Diakonie in Deutschland" hat am 25. Januar die Ergebnisse seiner auf drei Jahre angelegten Studie präsentiert. Wir sind den Forschenden und den Betroffenen sehr dankbar für die Hinweise, die sie uns darin geben. Die Studienergebnisse vermitteln einen Eindruck von Ausmaß und Ursachen sexualisierter Gewalt in evangelischer Kirche und Diakonie. Sie bestätigen die Vermutung, dass wir es mit tiefsitzenden kulturellen und strukturellen Problemen zu tun haben. Die föderale Struktur erschwert in beiden Institutionen eine systematische Aufarbeitung – auch von Akten. Die Studie zeigt, dass wir uns ändern müssen. Wir stehen in der Verantwortung.
Die umfassende Aufarbeitung vergangener Fälle ist eine wesentliche Aufgabe, damit allen betroffenen Personen Gerechtigkeit widerfährt. Im Dezember wurde in einer gemeinsamen Erklärung von Kirche und Diakonie mit der Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) vereinbart, dass regionale Aufarbeitungskommissionen gebildet werden: mit unabhängigen Expert*innen aus Wissenschaft, Justiz und öffentlicher Verwaltung, mit Betroffenen sowie Vertreter*innen der Landeskirchen und der Diakonie. Die Geschäftsstelle der regionalen Aufarbeitungskommission West wird in unserer Fachstelle für den Umgang mit sexualisierter Gewalt (FUVSS) liegen und soll im Frühjahr eingerichtet werden.
Die Diakonie RWL hat zudem eine eigene Studie in Auftrag gegeben, die die Rolle von Otto Ohl aufarbeiten wird. Außerdem unterstützen wir den Vorschlag der Forschenden und Betroffenen, eine zentrale Ansprechstelle für Betroffene sexualisierter Gewalt einzurichten, um die Fälle standardisiert aufzuarbeiten. Gemeinsam mit dem Beteiligungsforum der EKD, mit der UBSKM und externen Fachleuten will die Diakonie dafür eine Lösung entwickeln.
Ebenso wichtig ist es uns, dass in diakonischen Einrichtungen ein Umfeld gestaltet wird, das sexualisierter Gewalt erst gar keinen Raum bietet. Mit dem Material der EKD-Präventions-Initiative "Hinschauen – Helfen – Handeln" bieten wir daher Präventionsschulungen für Mitarbeitende in unserem Verbandsgebiet an. Die Kolleginnen in unserer Fachstelle FUVSS beraten und begleiten darüber hinaus Betroffene sexualisierter Gewalt – auch anonym. Und sie begleiten und beraten Mitgliedseinrichtungen bei Fällen von Verletzungen der sexuellen Selbstbestimmung, nehmen Meldungen entgegen und unterstützen bei Interventionsverfahren.
Entschlossen und sorgsam gegen sexualisierte Gewalt vorzugehen ist eine Daueraufgabe, die sich aus unserem diakonischen Auftrag ergibt und der wir uns künftig noch stärker stellen werden.