23. Januar 2025

Diakonie-Ausstellung im Landtag von Nordrhein-Westfalen

Diakonie zeigt aufrüttelnde Frauen-Porträts im NRW-Landtag

Für drei Wochen kommt im NRW-Landtag niemand an der Diakonie RWL vorbei – in der großen Bürgerhalle hat der Wohlfahrtsverband die Ausstellung "On Motherhood" eröffnet. Sie zeigt eindrucksvolle Geschichten von Frauen, die offen über ihre Erfahrungen und gesellschaftliche Tabus sprechen. Sie lädt dazu ein, sich mit den Herausforderungen und Perspektiven von Frauen auseinanderzusetzen – und verdeutlicht, wie wichtig evangelische Beratungsangebote sind.

  • Josef Neumann, SPD-Abgeordneter und Vorsitzender des Ausschusses für Arbeit, Gesundheit und Soziales, mit Diakonie RWL-Vorständin Kirsten Schwenke.
  • Die Bilder und Texte der Ausstellung "On Motherhood" sind in der großen Bürgerhalle des NRW-Landtags zu sehen.
  • Ausstellung "On Motherhood" im NRW-Landtag.

Noch immer haben werdende Mütter und Väter in unserer Gesellschaft beim Thema Schwangerschaft und Elternschaft mit tabuisierten Themen zu kämpfen: Ob unerfüllter Kinderwunsch, peri- oder postnatale Depressionen, wirtschaftliche Sorgen oder unerfüllbare Erwartungen, die an sie gestellt werden – oft sind Schwangerschafts- und Schwangerschaftskonfliktberatungen die erste Adresse, an die sich Familien dann wenden.

Um auf das besondere Angebot der 42 evangelischen Beratungsstellen in Nordrhein-Westfalen hinzuweisen, zeigt die Diakonie RWL bis zum 7. Februar im NRW-Landtag die Ausstellung "On Motherhood". Die Ausstellung ist eine Kooperation zwischen der Diakonie RWL und der Künstlerin Dolors Planiol und zeigt Frauen, die frei über ihre Gefühle in Bezug auf Mutterschaft sprechen. Sie eröffnet einen Raum für ihre sehr persönlichen Geschichten und die damit verbundenen Fragen und Ambivalenzen.

Zur Eröffnung der Ausstellung kamen mehr als 50 Interessierte aus Politik und den evangelischen Schwangerschafts(konflikt)beratungsstellen.

Josef Neumann, SPD-Abgeordneter und Vorsitzender des Ausschusses für Arbeit, Gesundheit und Soziales

"Die Schwangerschaftsberatung der Diakonie bietet einen geschützten Raum, in dem Frauen über alles sprechen können und dürfen", sagt Josef Neumann, SPD-Abgeordneter und Vorsitzender des Ausschusses für Arbeit, Gesundheit und Soziales.

Keine Frau muss mit ihren Ängsten und Sorgen allein bleiben

Für den Landtag eröffnete der SPD-Abgeordnete und Vorsitzende des Ausschusses für Arbeit, Gesundheit und Soziales, Josef Neumann, die Ausstellung. In seiner Rede stellte Neumann heraus, dass die Ausstellung für ihn auch eine politische Botschaft enthalte: "Diese Ausstellung gibt Frauen Raum, ihre Geschichten und Gefühle zu teilen. Die Lebensrealitäten und Perspektiven von Frauen müssen in gesellschaftlichen Debatten immer Berücksichtigung finden. Dabei gilt es, das Recht von Frauen auf Selbstbestimmung anzuerkennen und ihnen gute Rahmenbedingungen und ausreichende Beratungsangebote rund um Schwangerschaft zur Verfügung zu stellen."

Dabei betonte er auch die Bedeutung der Schwangerschaftsberatung: "Keine Frau muss mit ihren Ängsten und Sorgen rund um das Thema Mutterschaft allein bleiben. Die Schwangerschaftsberatung der Diakonie bietet einen geschützten Raum, in dem Frauen über alles sprechen können und dürfen." Neumann dankte ausdrücklich allen Menschen, die sich in der Schwangerschaftsberatung engagieren.

Kirsten Schwenke, Vorständin der Diakonie RWL.

"Es braucht eine stabile Finanzierung der Schwangerschaftsberatung, um dieses wichtige Beratungsangebot zu erhalten", fordert Diakonie RWL-Vorständin Kirsten Schwenke in ihrer Eröffnungsrede.

Gesellschaftliche Verantwortung in den Blick nehmen

Auch Kirsten Schwenke, Vorständin der Diakonie RWL, stellte in ihrer Rede die politische Dimension der Ausstellung hervor: "Besorgniserregend ist, dass die Beratung rund um die wirtschaftliche Situation bis hin zu wirtschaftlichen Notlagen von Frauen und werdenden Eltern zunimmt. In Fällen, in denen die Freude über eine Schwangerschaft getrübt ist, liegt das häufig an herausfordernden Lebensumständen. Der Schwangerschaftskonflikt darf daher nicht nur als individuelles Thema der Schwangeren gesehen werden."

Laut Schwenke bedürfe es einer gesellschaftlichen Verantwortung, die auch die Lebensumstände der Frauen in den Blick nimmt: "Insbesondere für alleinerziehende Mütter ist das Armutsrisiko hoch, gleichzeitig schultern sie den Großteil der Kinderbetreuung und Kindererziehung. Es muss also auch darum gehen, die wirtschaftliche Situation für Frauen zu verbessern, um so ein kinder- und familienfreundlicheres Klima zu schaffen", so Schwenke weiter.

Dabei ist für die Diakonie klar, dass eine verlässliche Beratung für Schwangere nur unter verlässlichen Bedingungen stattfinden kann: "Da die Beratung in Nordrhein-Westfalen nur zu 80 Prozent durch das Land finanziert wird, müssen die Träger die übrigen 20 Prozent selbstständig aufbringen", so Schwenke. Durch die angespannte Finanzlage im Land und in den Kommunen sei es für Träger vielerorts schwieriger, ihren Eigenanteil zu leisten und das Angebot der Schwangerschaftsberatung aufrechtzuerhalten. "Wenn sich nur noch finanzstarke Träger die Schwangerschaftsberatung leisten können, gefährdet das die Vielfalt in der Beratungslandschaft. Es braucht eine stabile Finanzierung der Schwangerschaftsberatung, um dieses wichtige Beratungsangebot zu erhalten."

Verena Schäffer, Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen im NRW-Landtag.

Verena Schäffer, Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen im NRW-Landtag, war zu Gast bei der Ausstellungseröffnung.

Die Perspektive von Frauen kommt oft zu kurz

Unter den Besucher*innen der Ausstellungseröffnung war auch Verena Schäffer, Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen im NRW-Landtag. Sie selbst ist während ihrer Zeit als Abgeordnete zweimal Mutter geworden und weiß, wie herausfordernd es sein kann, Kinder und Politik unter einen Hut zu bekommen. Im Gespräch sagte sie, dass auch in der Politik noch viel für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf getan werden müsse.

Umso mehr freue sie sich, dass die Ausstellung auf dieses wichtige Thema aufmerksam mache: "In Deutschland ist das Thema Mutterschaft gesellschaftlich sehr aufgeladen. Die Perspektive von Frauen kommt dabei oft zu kurz. Ich freue mich, dass die Ausstellung 'On Motherhood' das Thema Mutterschaft hier im Landtag präsent macht und Frauen zu Wort kommen lässt, die ihre persönlichen Erfahrungen schildern und auch über gesellschaftliche Tabus reden."

Heike Buschmann, Referentin im Geschäftsfeld Familien und junge Menschen bei der Diakonie RWL.

Heike Buschmann ist bei der Diakonie RWL für die Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung zuständig. Zur Ausstellung sagt sie: "Die Geschichten stehen stellvertretend für Situationen, in denen sich Millionen Frauen in diesem Land befinden." 

Ausstellung spiegelt reale Herausforderungen wider

Auch Heike Buschmann, die bei der Diakonie RWL für die Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung zuständig ist, freute sich über die Eröffnung der Ausstellung im Landtag. Sie sei tief beeindruckt von den Geschichten der Frauen, die in der Ausstellung zu Wort kommen. "Die Geschichten stehen stellvertretend für Situationen, in denen sich Millionen Frauen in diesem Land befinden. Dolors Planiol hat es mit dieser Ausstellung geschafft, Geschichten einzufangen, die genau so in unseren Schwangerschafts(konflikt)beratungsstellen vorkommen. Sie spiegeln die realen Erfahrungen und Herausforderungen wider, mit denen viele Frauen konfrontiert sind. Die Ausstellung schafft es, diese intensiven Geschichten auf eine behutsame Weise öffentlich zu machen, sodass sie nicht nur gehört, sondern auch verstanden und nachempfunden werden können."

Die Künstlerin Dolors Planiol hat die Ausstellung "On Motherhood" konzipiert.

Die Künstlerin Dolors Planiol möchte mit ihrer Ausstellung erreichen, dass sich die Besucher*innen mit den Geschichten identifizieren können. 

Unterstützungsangebote für Frauen sichtbarer machen

Dass die Besucher*innen der Ausstellung die gezeigten Geschichten nachvollziehen können, war auch das ausdrückliche Ziel der Künstlerin Dolors Planiol: "Mit der Ausstellung möchte ich erreichen, dass sich die Besucher*innen mit den Geschichten identifizieren können. Deswegen lassen sich die Geschichten nicht den Porträts der Frauen zuordnen. Es geht darum, dass man sich selbst ein Stück weit in allen Erzählungen wiederfinden kann und dadurch ein tieferes Verständnis für die Herausforderungen und Tabus rund um das Thema Mutterschaft entwickelt."

Als Dolors Planiol die Ausstellung konzipierte, kannte sie die Beratungsangebote der Diakonie noch gar nicht. "Es war eine schöne Überraschung für mich, dass sich die Porträts der Frauen und ihre Geschichten so gut in die Schwangerschaftsberatung der Diakonie einfügen. Mit der Ausstellung möchte ich einen Teil dazu beitragen, solche Unterstützungsangebote für Frauen sichtbarer zu machen."

Die Ausstellung ist im nordrhein-westfälischen Landtag bis zum 7. Februar zu sehen. Der Einlass ist nur nach Anmeldung beim Landtag möglich. 

Text: Julian Engelmann; Fotos: Diakonie RWL/Jana Hofmann, Landtag NRW/Bernd Schälte

Ihr/e Ansprechpartner/in
Julian Engelmann
Stabsstelle Politik und Kommunikation